Kindertauchen

 

Es sind nun schon ein paar Jahre vergangen, seit mein Sohn sich intensiver mit dem Tauchen beschäftigt. Es fing harmlos in der Badewanne an. "Du Dad, kann ich mal durch deinen Regler schnaufen? Bittäääääää!" Jetzt hat er schon ein paar TG hinter sich und ist immer noch begeisterter Taucher.



Im Netz ist nicht gerade viel über das Tauchen mit Kindern zu finden. Aber man sieht doch recht oft Eltern mit Kindern auf Tauchbooten oder am Ufer stehen. In Unterhaltungen stellt sich dann raus, dass die Frage nach Tiefe, Dauer und anderen Kriterien weit auseinander driften. So habe ich diesen Urlaub ein Kind/Jugendlichen, geschätzt auf 14-16 Jahre, in 40m Wassertiefe vorgefunden. Mit einem Nitrox in der Buddel. Es war ganz normal. Keiner machte irgendwie den Anschein, dass dies grenzwertig sein könnte. Was also ist einem Kind in welchem Alter anzuraten oder gar strikt einzuhalten. Ich kenne mittlerweile viele Erzählungen von Leuten die früh mit dem Tauchen angefangen haben und die sich dennoch gut entwickelt haben. Ohne ein Anzeichen von Schädigungen oder Beeinträchtigungen. Ich kenne aber auch das Gegenteil, in dem Kinder sehr restriktiv an das Tauchen herangeführt werden bzw. wurden. Auch ich gehöre zu letzt genannten, aber mit einer besonderen Vorliebe zum Handling der Ausrüstung und der gängigen Sicherheitsübungen. Auch das deutlich machen von Gefahren beim Tauchen möchte ich meinem Sohn nicht vorenthalten. Er soll in dem Bewusstsein an das Tauchen herangeführt werden, dass das Wasser für den Menschen nun mal eine lebensfeindliche Umgebung ist. Einzig und allein mit Wissen und Übung kann man sich sicher in diesem Element aufhalten. Und da trennt sich wieder einmal die Spreu vom Weizen. Meiner Ansicht nach schadet es einem Kind nicht, spielerisch Übungen wie Maske ausblasen und den Regler an seinen Tauchpartner abgeben oder den Regler vom Buddy entgegen zu nehmen durchzuspielen.

Auch Tarierübungen an Ästen, Pflanzen oder anderen Dingen werden bei jedem Tauchgang durchgeführt. Bei meinem diesjährigen Urlaub stellte ich fest, dass mein Sohn doch recht sattelfast geworden ist, was das Tauchen anbelangt. Vor allem die Übungen in unseren kälteren Seen bei mittelmäßigen Sichtverhältnissen haben dazu beigetragen, dass er nach dem Sprung ins Meer sich direkt wohl gefühlt hat und einfach nur das Tauchen genießen konnte. Die letzten Jahre habe ich das Tiefenlimit in den heimischen Seen bei 8m angesetzt und im Meer bei 12m. Nach den Erfahrungen in diesem Urlaub und dem fortgeschrittenen Alter meines Sohnes sind die Grenzen nun bei 12m in Seen und 20m im Meer. Hier ist allerdings die Dauer auf Tiefe und die Gesamtlänge des Tauchganges der entscheidende Faktor. Natürlich kommt beim Aufstieg auch die Aufstiegsgeschwindigkeit mit ins Spiel, welche ich bei max. 5m/min angesetzt habe. Bei den geringsten Anzeichen von Unsicherheit oder Unwohlsein wird sofort mit dem Aufstieg begonnen. Anfangs dachte ich mir bei 16m Tiefe ob ich nicht mit Alex umdrehen sollte und machte mir Vorwürfe so Tief gegangen zu sein. Als wir aber bei 18m erste große Krabben, Conger-Aale und vieles anderes gesehen haben und mein Sohn immer noch ganz relaxed im Wasser lag, dachte ich mir, na gut, probieren wir das aus. Als er dann noch frei schwebend ein Foto von mir machte, war alles ganz klar. Mein Sohn ist grundsätzlich mal so weit in dieser Tiefe eine kurze Zeit zu bleiben. Seiner Mutter war das allerdings nicht ganz so recht. Ganz wichtig ist auf jeden Fall bei jedem Tauchgang die Konstitution des Kindes zu prüfen und vor dem weiteren Abtauchen im Blick zu haben.



Gestern hatte ich eine interessante Diskussion mit meiner Frau auf dem Weg zum Tauchen als ich meinen Sohn wieder einmal fragte wieviel Bar/L er denn aktuell in seiner Flasche hätte und wie lange das auf unserer Zieltiefe ausreicht. Manchmal lasse ich ihn auch das Reservegas ausrechnen, welches wir gemeinsam benötigen, um sauber
an die Oberfläche zu tauchen. Hier hakte meine Frau ein und meinte, "Wofür man das brauche?. Wenn die Luft alle ist, tauche ich auf. Das alles ist ja viel zu kompliziert." Da meine Frau nicht taucht kann ich diesen Einwand ja irgendwie verstehen. Leider habe ich aber auch schon Taucher getroffen, die ähnlich dachten. Was mich zu einem
weiteren Punkt des Themas Kindertauchen bringt. Sind die Eltern oder Buddies der Kinder in der Lage mit Kindern zu tauchen? Ja ich weiß, eine gewagte Frage. Aber, eines ist ganz wichtig und essenziell beim Tauchen mit Kindern. Ein Kind ist kein vollwertiger Buddy! Dies ist der größte Fehler der gemacht werden kann. Ein Erwachsener darf nicht davon ausgehen, dass das Kind wie ein erwachsener Buddy reagieren wird. Auch dies habe ich selber schon gestestet und bestätigt bekommen. Was aber jetzt wenn der Erwachsene ein ungeübter und nicht so erfahrener Taucher ist, der gerade mal im Urlaub tauchen geht? Er taucht eine Mono Flasche deren Ventile unerreichbar sind! Ist dieser Taucher in der Lage, bei einem eigenen Problem sich selbst zu helfen? Ist der Buddy des Kindes in der Lage die aktuelle Verfassung des Kindes zu beurteilen?Erkennt er Angst, Unsicherheit oder Unwohlsein? Wenn es der eigene Sohn/Tochter ist wahrscheinlich ja. Ich bin der Meinung, das ein Erwachsener eine gewisse Solokompetenz mitbringen muss, um mit einem Kind tauchen zu gehen. Mittlerweile wird auch diskutiert, ob es einen eigenen Kurs geben soll, in dem Erwachsene auf das Tauchen mit Kindern geschult werden. Mit Sicherheit eine gute Sache. Aktuell ist wenig darüber bekannt, wie sich das Tauchen auf den noch wachsenden Kinderkörper auswirkt. Richten Mikrogasblasen Schäden im Knochen oder anderen Geweben an? Was passiert im Gehirn? Sind Aufstiegsgeschwindigkeiten von 20m bis auf 3m mit 10/18m pro Minute ungesund? Wie oft darf ein Kind ab 14Jahren auf 20m und für wie lange. Es gibt ein Buch, welches ich mir zugelegt habe, was auf solche Dinge eingeht. Das ist für den Anfang auf jeden Fall mal ein guter Ratgeber. 

Martha Hoffmann - Kinder Tauchen (Der Ratgeber für Eltern und Tauchlehrer)
Delius Klasing Verlag
ISBN: 978-3-7688-3283-0

Auch ein Artikel in der Dive-Inside beschäftigt sich mit dem Thema
http://www.diveinside.de/docs/15/kindertauchen.pdf


Mein Fazit ist auf jeden Fall ganz klar:
Mein Sohn wird für mich kein vollwertiger Buddy sein, bis er nicht mind. 18 Jahre oder älter ist. Von der Badewanne über den Bubblemaker bis zum Junior OWD war ein langer Weg. Bis die Kinder 14 Jahre alt sind, sollte eine max. Tiefe von 10-12m nicht überschritten werden. Meine eigenen Erfahrungen sind aber, da es deutlich mehr im
Bereich 0-6m zu sehen gibt, sich auch dort aufzuhalten. Vor allem aber ist in diesem Bereich das Wasser über der Sprungschicht so warm, dass das Kind nicht beim Einstieg ins Wasser sofort frieren wird. Und das ist nach der Sicherheit das zweitwichtigste Thema: Das Kind darf nicht frieren. Der Anzug muss passen und warm halten. Wir haben nun mit Hilfe von verschiedenen Hilfsmitteln den Anzug so dicht und warm bekommen, dass mein Sohn fast 45min in unseren Seen im Hochsommer Spaß an diesem Hobby hat. Selbstverständlich darf auch nur ein Kind pro Erwachsenem als Buddy-Team agieren. Zwei Augen reichen für zwei oder mehr Kinder auf gar keinen Fall aus. 

Ich hoffe dieser Bericht hilft Eltern die gerne mit ihrem Sprößling tauchen gehen möchten.
Natürlich beantworte ich auch gerne Fragen oder stehe mit Rat und Tat zur Seite. 

 

Ein paar Bilder aus der Vergangenheit:

Wir üben den Wechsel von einem Regler zum anderen. Auch das kurze 
anlupfen des Reglers, der sich gerade im Mund befindet ist Teil der Übungen.
Dies bereitet die Kinder auf mögliche Situationen im Urlaub hin, bei der
viele Taucher im Wasser sind und evtl. einer der Taucher mit seinen 
Flossen dem Kind ins Gesicht fährt und dabei entweder die Maske oder 
sogar den Regler erwischt. Werden solche Situationen spielerisch im 
Vorfeld geübt, ist die Wahrscheinlichkeit einer Panik oder eines schnellen
Aufstieges deutlich minimiert.

 
Hier beim Reglerwechsel bzw. anziehen des im Mund befindlichen Reglers

 
Tarierübungen beim Indoor-Tauchen

 

Aktuelle Bilder von 2014 beim Wracktauchen:

 Wracktauchen

  Wracktauchen
Bei diesen Tauchgängen haben wir beim austauchen und unter dem Boot
einmal simuliert wie es sich anfühlt wenn die Flasche leer wird.
Ich habe ihm dazu langsam die Flasche zugedreht.

 

Spielerisch tarieren lernen:


Nachdem nun noch ein Trocki und Doppel7 dazu gekommen sind,
muss natürlich fleißig geübt werden (Anfang 2015)

 


Wie das nunmal so in der Pubertät ist, ist gerade alles andere wichtiger!
Irgendwie haben die Kids schon Bock zum weitermachen, aber irgendwie auch nicht.
Im August 2015 war es jedoch dann endlich soweit. Der CMAS** ist bestanden!